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Unter dem Begriff Zwei Kulturen (englisch Two Cultures) wird die ursprünglich durch C. P. Snow 1959 vorgenommene Analyse des Wechselspiels von geisteswissenschaftlich-literarischer Kultur einerseits und naturwissenschaftlich-technischer Kultur andererseits verstanden.

Snow zufolge stehen sich die beiden intellektuellen Denkwelten so diametral entgegen, dass eine Verständigung nicht mehr möglich sei.[1] Dabei schreibt Snow den Geisteswissenschaftlern eine pessimistische, der Vergangenheit zugewandte und „im tieferen Sinne antiintellektuelle“ Geisteshaltung zu, der eine vorausblickende, optimistische Naturwissenschaft gegenüber stehe. Diese Dichotomie zwischen Naturwissenschaft (Erklären) und Geisteswissenschaft (Verstehen) spielt auch im Methodenstreit eine Rolle. In seinem Werk Die dritte Kultur (1995) verneint John Brockman den Pessimismus Snows und behauptet, dass eine effektive Kommunikation zwischen den beiden Kulturen in Sicht sei.[2]

„Der Punkt, an dem zwei Themengebiete, zwei Disziplinen, zwei Kulturen – zwei Galaxien, könnte man auch sagen – zusammenstoßen, sollte kreative Gelegenheiten erzeugen. In der Geschichte der geistigen Tätigkeit war dies immer der Ort, an dem es zu einem der Durchbrüche kam. Nun gibt es solche Gelegenheiten. Aber sie existieren sozusagen in einem Vakuum, denn die Angehörigen der zwei Kulturen können nicht miteinander sprechen.“

C. P. Snow 1959 im englischen Originaltext von The Two Cultures

Werke

  • C[harles] P[ercy] Snow: The Two Cultures and the Scientific Revolution. Cambridge: Cambridge University Press 1959. Deutsche Übersetzung: Die zwei Kulturen. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz (Versuche; 10). Stuttgart: Klett 1967.

Literatur

  • Karl Steinbuch: Falsch programmiert. Über das Versagen unserer Gesellschaft in der Gegenwart und vor der Zukunft und was eigentlich geschehen müßte. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1968.
  • Helmut Kreuzer (Hrsg.): Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. Dialog über die „zwei Kulturen“. Stuttgart: Klett 1969.
  • Helmut Kreuzer (Hrsg.): Die zwei Kulturen. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. C. P. Snows These in der Diskussion, München: dtv 1987.
  • Helmut Schanze: Mein Berlin 1968. „Two Cultures“ und Wege zur Mediengeschichte. Ein Erinnerungsversuch [1] (28.10.2020). In: 1968 in der deutschen Literaturwissenschaft (Webprojekt auf literaturkritik.de unter dem Menüpunkt Archiv/Sonderausgaben, Laufzeit 2018–2020, Konzeption und Herausgeberin: Sabine Koloch).
  • Helmut Bachmaier, Ernst Peter Fischer (Hrsg.): Glanz und Elend der zwei Kulturen. Über die Verträglichkeit der Natur- und Geisteswissenschaften, Universitätsverlag, Konstanz 1991, ISBN 3-87940-381-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. C. P. Snow: Die zwei Kulturen. 1959. In: Helmut Kreuzer (Hrsg.): Die zwei Kulturen. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. C. P. Snows These in der Diskussion. dtv, München 1987, ISBN 3-423-04454-3
  2. John Brockman: Die dritte Kultur. Das Weltbild der modernen Naturwissenschaft. Goldmann, München 1996, ISBN 3-442-72035-4